Gartenreichbrief -
Neues von der Kulturstiftung

Die Bauforschung im westlichen Pavillon im Schlossensemble Mosigkau konnte vor Kurzem abgeschlossen werden. Bisher wurde das Gebäude kaum untersucht, denn der konkrete Anlass fehlte. Da aber in naher Zukunft die vollständige Instandsetzung geplant und auch notwendig ist, konnte die vollumfängliche bauhistorische Untersuchung im Rahmen der Projektvorbereitungen realisiert werden. Erkenntnisse aus einer intensiven Begutachtung sind zwingend erforderlich, um ein denkmalpflegerisches Konzept zu entwickeln und die Maßnahmen bereits im Vorfeld so detailliert wie möglich festlegen zu können.

Zur Baugeschichte

Nach aktuellem Kenntnisstand wurden keine Entwürfe oder Baupläne aus der ursprünglichen Bauzeit überliefert. Wir wissen allerdings, dass Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau (1715–1780) den Hofbaumeister Christian Friedrich Damm mit der Errichtung des Corps de Logis (Schlossgebäude) ihres Sommersitzes beauftragt wurde. Es kann also davon ausgegangen werden, dass er auch an der Gestaltung des Ehrenhofes und der restlichen Anlage beteiligt war.

Der Baubeginn der beiden Pavillons kann auf das Frühjahr 1756 festgesetzt werden. Mit Hochgeschwindigkeit wurden die baulichen Hüllen fertiggestellt, sodass bereits ein Jahr später mit der Inneneinrichtung begonnen werden konnte. Dies lässt sich heute anhand historischer Rechnungen (beispielsweise zu den Fenstern) gut nachvollziehen.

Den wohl gravierendsten Eingriff erlebte der Westpavillon in den Jahren um 1909, in denen der Anbau mit Balkon errichtet wurde: Durch diesen Eingriff wurde nicht nur die komplette Treppenhaussituation im Inneren verändert, sondern auch keine Rücksicht auf die ursprüngliche Symmetrie des gesamten Ensembles genommen. Aus dieser Zeit haben sich alle Bauumplanungszeichnungen erhalten, sodass die Veränderungen detailliert nachvollzogen werden können.

Ergebnisse der Bauforschung

Um ein Gebäude bis in seine Bauzeit bauhistorisch zu erschließen, gibt es viele Möglichkeiten. Ähnlich wie in der Archäologie bewahrheitet es sich meistens, dass die unterste Schicht (beispielsweise von verschiedenen Wandfassungen) die älteste ist - zumindest, wenn eine Umbauphase nicht sämtliche Vorgängerspuren zerstört hat. Aus diesem Grund wurden am westlichen Pavillon stellenweise Bauteilöffnungen vorgenommen, um die Schichten auf kleinstmöglichen Flächen freizulegen. Im westlichen Pavillon boten sich hierzu vor allem die Bereiche der vermauerten Fenster an. Gefunden wurde ein sehr hellbeiges Weiß als erste Farbschicht, das mit einem oder mehreren Anstrichen in gelblicher Färbung überfasst wurde, die bis heute zu sehen ist und den Pavillon auch von außen prägt. Dass in mindestens einem Raum auch Lambrien existiert haben, konnte man ebenfalls in den vermauerten Bereichen durch das Auftauchen eines Holzdübels in entsprechender Höhe feststellen.

Bodo Hirsch, Abteilung Baudenkmalpflege