Gartenreichbrief -
Neues von der Kulturstiftung

Das sogenannte "Oranische Erbe" ist ein einzigartiges Konvolut flämischer und holländischer Malerei, das im UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz bewahrt wird. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt nun ein Forschungsvorhaben, welches dieses Erbe neu erschließen und es für zukünftige Generationen transparent machen wird.

Das Projekt „Erbe wahrnehmen. Oranische Gemälde in Anhalt-Dessau“ wurde durch Dr. Anette Froesch, Abteilungsleiterin Schlösser und Sammlungen bei der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, und Prof. Caecilie Weissert, Inhaberin der Professur der Kunstgeschichte der Neuzeit an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, initiiert. Mit der zugesagten Sachkostenbeihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die vor allem in Fachpersonal fließen soll, kann dieses Erbe umfassend erforscht werden.

Bei dem Konvolut handelt es sich um einen bedeutenden Teil des beweglichen Erbes aus der berühmten Sammlung der Amalie von Solms (1602–1675), der Witwe des niederländischen Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien (1584–1647). Die Gemälde gelangten nach ihrem Tod durch komplizierte Erbschaftsvorgänge und Verkäufe in das damalige Fürstentum Anhalt-Dessau. Sie befinden sich heute in den Sammlungen der KsDW und teilweise in der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau und sind damit integraler Bestandteil der Welterbe-Landschaft. Zu den Werken zählen Gemälde von hochrangigen Künstlern wie Jan Brueghel d. Ä. und Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Gerrit van Honthorst, Hendrick Goltzius und Jan Mijtens.

Trotz der Bedeutung dieses Bestandes steht eine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung des nach Anhalt-Dessau gelangten Erbes noch immer aus. Die Erforschung wurde historisch durch verschiedene Faktoren erschwert. So waren etwa wesentliche Quellen und Literatur, die nur in Westdeutschland und den Niederlanden verfügbar waren, aufgrund der politischen Teilung bis 1989 kaum zugänglich.   

Gegenstand des Projektes ist es, das erhaltene Konvolut oranischer Gemälde einer gründlichen Provenienzerschließung zu unterziehen und es in einem bisher nicht möglichen Maße kunsttechnologisch und kunsthistorisch zu untersuchen. Die Forschung wird die Wahrnehmung des Erbes über mehrere Jahrhunderte hinweg nachvollziehen–bis in die Generation der Ururenkel der Amalie von Solms, zu denen auch der Gartenreich-Schöpfer Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau gehörte.

Aufgrund der komplexen Ausgangslage ist für den Erfolg des Projektes das Zusammenwirken von museumsspezifischem Knowhow und universitärer Forschungsleistung unabdingbar. Die Projektleiterinnen werden in diesem interinstitutionellen Projekt eng mit der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau und zahlreichen weiteren, auch internationalen Projektpartnern kooperieren, zu denen auch das Königliche Hausarchiv in Den Haag und das Paleis Het Loo in Apeldoorn gehören.

 

Dr. Anette Froesch, Abteilung Schlösser und Sammlungen
Titelbild: Galeriesaal im Schloss Mosigkau © KsDW, Peter Dafinger