In der Universitätsbibliothek Basel werden Briefe des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau an Johann III. Bernoulli aufbewahrt, darunter auch folgender vom 13. Januar 1781:
Monsieur,
J'ai reçu la lettre qu'il Vous a plu de m'écrire le 9 de ce mois, accompagnée
du premier volume de Votre ouvrage périodique, et je Vous en suis très-
obligé. Je Vous fais en même tems mes remerciments des voeux
que Vous avez bien voulu former pour moi à l'occasion du renouvellement
de l'année, Vous assurant, Monsieur, que je Vous souhaite toutes
sortes de prospérités et de satisfaction, et que je suis avec une
considération parfaite,Monsieur,
Votre
très-obeïssant serviteur
L. F. François P. d'Anhalt.à Dessau le 13 Janvier 1781.
Mr. Jean Bernouilli, à Berlin.
Universitätsbibliothek Basel, Sign. L Ia 677:Bl.140
Übersetzung: „Monsieur, ich habe Ihren Brief vom 9. dieses Monats erhalten, zusammen mit dem ersten Band Ihres periodischen Werks, und bin Ihnen dafür sehr dankbar. Gleichzeitig spreche ich Ihnen meinen Dank für die guten Wünsche aus, die Sie mir anlässlich des Jahreswechsels übermittelt haben, und versichere Ihnen, Monsieur, dass ich Ihnen allerhand Glück und Zufriedenheit wünsche und dass ich mit höchster Hochachtung verbleibe, Monsieur, Ihr ergebenster Diener L. F. François P. d'Anhalt. Dessau, den 13. Januar 1781. An Herrn Jean Bernouilli in Berlin.“
Auf den ersten Blick scheint das kurze Schreiben inhaltlich kaum ergiebig zu sein. Themen, die man in einer Korrespondenz zwischen dem naturkundlich interessierten Fürsten Franz und dem Schweizer Mathematiker und Astronom Bernoulli vermutet hätte, finden sich nicht. Doch bei näherem Hinschauen bergen die wenigen Zeilen doch interessante Aspekte. Fürst Franz bedankt sich für Bernoullis Wünsche zum Jahreswechsel und den Versand seines „Periodikums". Gemeint sein dürfte „Johann Bernoulli's Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und anderer zur Erweiterung der Länder- und Menschenkenntniß dienender Nachrichten“, deren erster Band im Jahr 1781 erschien. Darin wird der Fürst von Anhalt-Dessau unter anderem neben dem preußischen König als „Beförderer“ der Reihe genannt. Im ersten Band ist „Herrn Bartholom. Cavaceppi Reise von Rom nach Wien und Berlin im Jahr 1768 (Aus dem Italienischen)“ nachzulesen. Dabei handelt es sich um die Reise, in deren Rahmen Bartolomeo Cavaceppi auch Anhalt-Dessau besuchte und eine „Büste in Lebensgröße“ des Fürsten Franz sowie das „Brustbild“ der Fürstin Louise geschaffen hatte (S. 80 f.). Fürst Franz konnte somit noch einmal einige Jahre nach dem Zusammentreffen mit Cavaceppi in Buchform nachlesen, was er einst selbst miterlebte. Der knapp verfasste Brief ist ein weiteres Teil im großen Puzzle der Korrespondenzen des Fürsten Franz, deren systematische Erschließung und Erforschung noch aussteht.
PD Dr. Jana Kittelmann
Referat Kunstforschung und Sammlungen
Titelmotiv: Bibliothek im Schloss Wörlitz © KsDW, Lars Reimann
