Gartenreichbrief -
Neues von der Kulturstiftung

Seit dem 8. Mai 2020 können Besucher*innen in kleinen Gruppen und unter Einhaltung der Hygienevorschriften auch das Schloss Wörlitz wieder in Augenschein nehmen. Nach 20 Jahren waren im April die Restaurierungsarbeiten beendet worden - Mitte Juni konnten wir die Ergebnisse der Presse vorstellen. Einige Details aus den zuletzt restaurierten Räumen konnten Sie schon im der Frühlingsausgabe des Gartenreichbriefes erfahren. Nun wollen wir den Blick auf weitere Räume des Erdgeschosses lenken:

Die Bibliothek des Fürsten

Die prachtvoll mit einer Fülle von Porträts bedeutender Persönlichkeiten ausgemalte Bibliothek präsentiert sich nach der Reinigung und Konservierung mit wesentlich hellerem Gesicht als zuvor. Restauriert wurden auch die umlaufenden Bibliotheksschränke aus einheimischem Lindenholz. Zur Bauzeit erhielten die Schränke eine – inzwischen leicht verblasste – rotbraune Lasur, die Mahagoniholz imitierte. Das Tropenholz Magahoni aus Übersee war zu dieser Zeit nicht nur schwer erhältlich sondern auch extrem teuer. Fürst Franz bemühte sich aber bei allen Bauvorhaben, besonders sparsam zu wirtschaften. Auf dem neuesten Stand des Geschmacks und der Technik sollte alles sein, was sein Wörlitzer Landhaus zierte, aber – wo dies möglich war – mit preiswertesten Materialien. So finden sich im ganzen Schloss nur zwei Kronleuchter im Speisesaal. Die Bibliothek ist auch nur durch eine schlichte „Leuchte“ bestückt. Gereinigt und konserviert wurden auch die Büsten der vier Friedenskaiser sowie die Büsten in den Nischen der Bibliotheksschränke, unter ihnen die bedeutendste der Wörlitzer Antiken, die verwundete Amazone aus dem 2. Jh. n. Chr.

Das Schlafzimmer des Fürsten Franz

Hier fallen die restaurierten großen Verwandlungsmöbel ins Auge, u.a. das Bett, das eines der wenigen Möbelstücke im Schloss ist, das tatsächlich aus dem teuren Mahagoniholz gefertigt wurde. Das Bett, ein sogenanntes Study bed aus England, verfügt über ein Schreibpult und Kommodenanbauten und lässt sich mit einigen Handgriffen in ein Doppelbett verwandeln. Restauriert wurde auch die Gemäldeausstattung aller Räume der Osthälfte des Schlosses, zu der nicht nur bedeutende Originale sondern auch eine Vielzahl von Kopien gehören, denen man große Bedeutung für die Verwirklichung der pädagogischen Intentionen des Bildprogramms beimaß.

Ankleidezimmer der Fürstin Louise

Auch das kleine Ankleidezimmer der Fürstin wurde restauriert. In dieses innenliegende Zimmerchen zog sich die Fürstin Louise zurück, wenn ungeachtet ihrer Anwesenheit Besucher durch das Haus geführt wurden.

Last but not least sollen auch die Treppenhäuser erwähnt werden, deren filigraner klassizistischer Schmuck in den durchbrochenen hölzernen Geländern ebenso restauriert wurde wie die Gipsglätten der Wände.


 

Annette Scholtka, Abteilung Baudenkmalpflege